Mythen vs. Wahrheiten
- Vielleicht haben Sie bereits eine Vorstellung von Schizophrenie, aber können Sie Mythen und Wahrheiten unterschieden?
- Erfahren Sie mehr über gängige Mythen über Schizophrenie und die Wahrheiten dahinter.
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MYTHOS: Schizophrenie ist eine seltene Krankheit
WAHRHEIT: Schizophrenie betrifft etwa 1 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens und gilt keineswegs als selten. Sie beginnt in der Regel bei jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 30 Jahren, aber sie kann jeden treffen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass Sie jemandem begegnen, der an Schizophrenie leidet, ohne es zu wissen.
MYTHOS: Schizophrenie ist erblich
WAHRHEIT: Es gibt viele Studien über die genetischen Ursachen von Schizophrenie. Generell sind sich die Wissenschaftler einig, dass Gene nur ein Teil der Antwort sind. So zeigen zum Beispiel Zwillingsstudien, dass einige Gene das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, erhöhen. Insbesondere eineiige Zwillinge haben genau die gleichen Gene in ihrem Körper, und Studien haben gezeigt, dass, wenn ein eineiiger Zwilling an Schizophrenie erkrankt ist, sein Zwilling eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit hat, ebenfalls an Schizophrenie zu erkranken.
Es gibt jedoch viele Menschen, die mit Schizophrenie leben, ohne dass die Krankheit in ihrer Familie vorkommt, und umgekehrt. Andererseits haben Studien gezeigt, dass biologische Faktoren wie das Alter des Vaters und Umweltfaktoren wie z. B. belastende Lebensereignisse eine ebenso grosse Rolle bei der Entwicklung von Schizophrenie spielen können wie die Gene.
MYTHOS: Menschen mit Schizophrenie leiden an den gleichen Symptomen
WAHRHEIT: Schizophrenie ist eine komplexe Erkrankung mit vielen verschiedenen Symptomen. Jede Person mit Schizophrenie macht individuell unterschiedliche Erfahrungen, und die Kombination der Symptome variiert. Ausserdem kann sich das Muster der Schizophrenie im Laufe der Zeit verändern. Das, was eine Person mit Schizophrenie zu einem bestimmten Zeitpunkt erlebt, kann völlig anders sein als bei einer anderen Person, die zum Beispiel schon länger mit der Krankheit lebt.
Denken Sie daran, dass nicht alle Menschen mit Schizophrenie die gleichen Symptome haben. Wenn Sie also glauben, dass Sie oder jemand, den Sie kennen, eine Kombination von Symptomen hat, die mit Schizophrenie in Verbindung stehen könnten, sollten Sie den Rat eines Arztes suchen.
MYTHOS: Schizophrenie ist dasselbe wie eine „gespaltene Persönlichkeit“.
WAHRHEIT: Wörtlich übersetzt bedeutet der aus dem Griechischen stammende Begriff Schizophrenie „gespaltener Geist“, aber er wird nicht bestimmungsgemäss verwendet, gerade wenn man bedenkt, was Filme und Popkultur oft suggerieren. Eigentlich bezieht sich der Begriff auf das spezifische Symptom der Halluzinationen, bei denen Menschen mit Schizophrenie eine „Abspaltung“ von der Realität erleben können.
Tatsächlich haben Menschen mit der sehr seltenen „gespaltenen Persönlichkeit“ eine völlig andere Diagnose. Sie leiden an einer dissoziativen Identitätsstörung, die häufig mit Schizophrenie verwechselt wird.5 Informieren Sie sich über die Unterschiede!
MYTHOS: Menschen mit Schizophrenie haben häufig Halluzinationen, wie in Filmen gezeigt wird.
WAHRHEIT: In Filmen wird gerne verrücktes Verhalten gezeigt, das besonders dramatisch wirkt und Aufmerksamkeit erregt. Aber dabei handelt es sich nur um ein Klischee.
Die dort überzeichnet dargestellten Halluzinationen und Wahnvorstellungen werden als Positivsymptome der Schizophrenie betrachtet. Menschen mit Schizophrenie haben jedoch auch sogenannte Negativsymptome, die sich auf den Verlust bestimmter Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung beziehen. Negativsymptome sind weitaus häufiger, aber viel weniger dramatisch, als bestimmte von den Medien verbreitete Stereotypen vermuten lassen. Einer Studie zufolge hatten fast 70 % der schizophrenen Personen in 41 Filmen, die zwischen 1990 und 2010 veröffentlicht wurden, bizarre Wahnvorstellungen. Damit wird die Symptomverteilung falsch dargestellt und ein Klischee erzeugt, das Fehlinformationen und eine negative Einstellung gegenüber Schizophrenie schürt. Informieren Sie sich gut, um nicht in diese Fallen zu tappen!
MYTHOS: Menschen mit Schizophrenie können gefährlich sein und sollten eingewiesen werden
WAHRHEIT: Es mag zwar stimmen, dass einige Menschen mit Schizophrenie ein gewalttätiges Verhalten an den Tag legen können, aber diese Gewalttätigkeit tritt überwiegend bei Menschen auf, die bestimmte Substanzen konsumieren. Gewalttätige Verhaltensweisen und andere Symptome von Schizophrenie lassen sich jedoch in der Regel mit der richtigen Behandlung und unterstützenden Netzwerken für die Patienten gut in den Griff bekommen. Das bedeutet, dass nur selten die Einweisung in eine Klinik erforderlich ist, und Menschen mit Schizophrenie sich oft gut in die Gesellschaft integrieren können.
MYTHOS: Medikamente gegen Schizophrenie wirken nicht gut
WAHRHEIT: Die meisten Menschen mit Schizophrenie nehmen Antipsychotika ein, um ihre Symptome zu lindern, und erhalten daneben eine psychologische Behandlung oder Gesprächstherapie. Diese Kombination ist wirksamer als Medikamente allein, aber die Stetigkeit der Arzneimitteltherapie ist besonders wichtig.
Obwohl Schizophrenie als chronische psychische Erkrankung mit sehr unterschiedlichen Symptomen betrachtet wird, kann eine angemessene frühzeitige medizinische Unterstützung und Betreuung den meisten Menschen mit Schizophrenie zu einem langen, stabilen und erfüllten Leben verhelfen.