Mit Schizophrenie leben: Behandlung von Geist, Körper und Seele
In diesem Abschnitt
Neben den etablierten Medikamenten und Verhaltenstherapien werden auch andere komplementäre Herangehensweisen verwendet, um Schizophrenie mit einem ganzheitlichen Ansatz zu behandeln. Dieser Artikel untersucht den möglichen Nutzen von Achtsamkeit und Yoga für Menschen, die mit Schizophrenie leben.
Ganzheitliche Behandlung von Schizophrenie
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, Schizophrenie ganzheitlich zu behandeln, und nicht nur einzelne Symptome. Eine ganzheitliche Behandlung der Schizophrenie konzentriert sich nicht nur auf die Schizophreniesymptome und die körperlichen Aspekte der Gesundheit, sondern achtet auch darauf, wie gut jemand seinen Alltag bewältigen kann. Je nach Person kann eine ganzheitliche Betreuung Empfehlungen zu Ernährung und Sport sowie zum Umgang mit Alkohol und Drogen, Tipps zum Aufbau gesunder Beziehungen und zum Erwerb von Fähigkeiten für ein unabhängiges Leben sowie finanzielle Beratung und Hilfe bei der Ausbildung oder Arbeitssuche umfassen und erklären, wie man Stress und Ängste erkennen und mit ihnen umgehen kann.
Das Praktizieren von Achtsamkeit und Yoga kann bei der umfassenden Behandlung von Menschen mit Schizophrenie helfen.
Achtsamkeit und Schizophrenie
Achtsamkeit ist ein Zustand des Bewusstseins und der Wahrnehmung des gegenwärtigen Augenblicks. Es geht darum, die eigenen Gefühle, Gedanken und Körperempfindungen ruhig zu akzeptieren, ohne sie zu beurteilen.
Insgesamt zielt Achtsamkeit darauf ab, Menschen dabei zu helfen, sich ihrer selbst bewusster zu werden, mit schwierigen Gedanken oder Gefühlen umzugehen, sich ruhiger und weniger gestresst zu fühlen und ganz allgemein zu lernen, freundlicher zu sich selbst zu sein.
Wie kann Achtsamkeit Menschen mit Schizophrenie helfen?
Schizophrenie wirkt sich darauf aus, wie eine Person denkt, handelt und die Welt wahrnimmt – alles Bereiche, bei denen Achtsamkeit potenziell helfen kann.
Es wird angenommen, dass Achtsamkeit Menschen mit Schizophrenie hilft, weil sie deren Aufmerksamkeit, Selbstwahrnehmung und Selbstmitgefühl stärkt und ihnen ermöglicht, ihre Emotionen besser in den Griff zu bekommen. Achtsamkeit kann ihnen auch dabei helfen, mit negativen Gedanken und Emotionen umzugehen, da sie ihnen ermöglicht, diese als vorübergehende Erscheinungen zu betrachten und nicht als etwas, mit dem sie sich näher befassen müssen.
Durch das Üben von Achtsamkeit können Menschen mit Schizophrenie auch besser auf ihre Gefühle reagieren und eine bessere Kontrolle über ihre Symptome erlangen. Dies wiederum kann dazu beitragen, ihnen die Notwendigkeit eines Klinikaufenthalts zu ersparen und ihre Fähigkeit verbessern, im sozialen Bereich und am Arbeitsplatz zurechtzukommen.
Wie wird Achtsamkeit geübt?
Achtsamkeit ist eine Fähigkeit, die erlernt werden muss, und auch wenn es nicht unbedingt professioneller Hilfe bedarf, um sie zu beherrschen, kann eine sachkundige Anleitung doch hilfreich sein. Die folgenden einfachen Übungen können Sie zu Hause ausprobieren:
– Achten Sie darauf, wie und was Sie essen, indem Sie den Geschmack, die Textur, die Temperatur, den Geruch und das Geräusch des Essens beim Kauen wahrnehmen. Nehmen Sie sich Zeit, um in Ruhe zu essen und um das Essen und das Gefühl, das es vermittelt, zu geniessen
– Nehmen Sie wahr, wie sich Ihr Körper in seiner Umgebung bewegt – spüren Sie z. B. den Boden unter Ihren Füssen, wenn Sie spazieren gehen, nehmen Sie die Wärme der Luft auf Ihrer Haut wahr, die Gerüche, die Sie umgeben, die Geräusche der Vögel in den Bäumen und des vorbeifahrenden Verkehrs und das Schimmern des Regens auf Ihren Schuhen.
Ein formelleres, von einem Experten geleitetes Achtsamkeitstraining kann aus kurzen (15- bis 45-minütigen) Einzel- oder Gruppensitzungen bestehen, die sich über mehrere Wochen erstrecken und jeweils um ein anderes Thema drehen.7Während sich eine Sitzung beispielsweise, wie oben beschrieben, mit Achtsamkeit beim Essen oder bei der Bewegung befasst, könnte sich die nächste damit beschäftigen, wie man anders denkt und versucht, bestimmte Gedanken zu akzeptieren.
Auch wenn Achtsamkeit einigen Menschen mit Schizophrenie helfen kann, ist sie nicht für jeden geeignet. Es lohnt sich immer, mit einem Heilberufler zu klären, welche Hilfsdienste in Ihrer Region zur Verfügung stehen und ob diese Angebote für Sie oder eine Ihnen nahestehende Person geeignet sein könnten.
Yoga und Schizophrenie
Yoga ist wahrscheinlich eine vertrautere Praxis als Achtsamkeit, da es seit Jahrhunderten auf der ganzen Welt praktiziert wird. Wie Achtsamkeit betrachtet Yoga Körper und Psyche als Einheit, bindet aber auch die Seele bzw. den Geist mit ein und zielt darauf ab, eine enge Harmonie zwischen diesen Komponenten herzustellen. Yoga mag zwar spirituelle Wurzeln haben, aber die kontrollierten Bewegungen und die Atmung haben dazu geführt, dass es in der westlichen Welt eher zu einer Trainingsform wurde.
Wie wird Yoga praktiziert?
Ganz allgemein besteht Yoga aus einer Gruppe von körperlichen Bewegungen (Asana) und speziellen Atemtechniken (Pranayama) und sieht manchmal tiefe Konzentration oder Entspannung (Meditation) vor.
Es gibt verschiedene Arten von Yoga, die diese Techniken auf unterschiedliche Weise miteinander verbinden. Für viele ist Hatha-Yoga, bei dem es hauptsächlich um verschiedene Asanas (Körperhaltungen) geht, die am häufigsten praktizierte Form. Der beste Weg, mit dem Yogatraining zu beginnen, besteht darin, an einem Kurs teilzunehmen und eine angemessene Anleitung zu erhalten, wie man die Positionen richtig ausführt und während der Übung atmet.
Welchen Nutzen hat Yoga für Menschen mit Schizophrenie?
Yoga wurde in seiner Wirkung als Zusatztherapie für Schizophrenie untersucht und konnte sowohl die Positiv- als auch die Negativsymptome verbessern.
Bemerkenswert ist, dass Verbesserungen beim abstrakten Denken, beim Gedächtnis und bei der Aufmerksamkeit festgestellt wurden. Letzteres ergibt Sinn, wenn man bedenkt, dass die Aufmerksamkeit ein zentraler Bestandteil des Yoga ist, da die Bewegungen mit der Atmung synchronisiert werden. Die positiven Auswirkungen von Yoga auf das Denken (kognitive Funktionen) sind möglicherweise auf das hohe Mass an geistiger Konzentration zurückzuführen, das zur Kontrolle der verschiedenen Körperbewegungen erforderlich ist.
Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Praxis von Yoga schon nach wenigen Monaten positiv auf die soziale und berufliche Leistungsfähigkeit auswirken kann. In einer Studie wurde festgestellt, dass Menschen, die regelmässig an Yoga-Kursen teilgenommen hatten, nach vier Monaten über bessere Kommunikationsfähigkeiten verfügten und interaktiver mit anderen Menschen umgingen – zwei Dinge, die zum allgemeinen Wohlbefinden und zur Lebensqualität beitragen können.
Darüber hinaus waren die Teilnehmer dieser Studie den Berichten zufolge weniger gestresst, und Stress kann bekanntermassen mit einer Verschlimmerung der Schizophreniesymptome einhergehen.
Ist es an der Zeit, Achtsamkeit und Yoga in Ihr tägliches Leben zu integrieren?
Achtsamkeit und Yoga sind potenziell nützliche Methoden zur Ergänzung der Wirkung herkömmlicher Schizophreniebehandlungen. Beides kann mit Geduld und Übung erlernt werden und zu Hause oder unter Anleitung eines entsprechend qualifizierten Lehrers durchgeführt werden.
Wenn Sie mehr über Yoga erfahren möchten, können Sie viele Bücher und Online-Quellen finden, die Sie in die Praxis einführen oder Ihnen helfen können, Kurse in Ihrer Nähe zu finden. Ihr lokales Behandlungsteam kann Ihnen vielleicht auch Achtsamkeits- und Yogalehrer empfehlen.