Schlafen Sie sich gesund: die Bedeutung von Schlaf für die psychische Gesundheit
In diesem Abschnitt
Während der Gehirntätigkeit im Wachzustand werden potenziell toxische Abfallprodukte produziert und im Gehirn angesammelt. Für eine gesunde Gehirnfunktion und psychische Gesundheit müssen diese Abfallprodukte abgebaut werden. Dieser Abbau erfolgt im Schlaf viel schneller, sodass der Schlaf einen wesentlichen Beitrag zu einer gesunden Gehirnfunktion leistet.
Wie wirkt sich Schlafmangel auf die psychische Gesundheit aus?
Emotionen
Bestimmt haben Sie in Verbindung mit jemandem, der schlechte Laune hat, schon einmal den Ausdruck gehört, er sei „mit dem falschen Bein aufgestanden“. Dieser Ausdruck veranschaulicht sehr schön, wie sich ein Mangel an qualitativ hochwertigem Schlaf auf unser emotionales Wohlbefinden auswirkt, so wie es die meisten Menschen schon selbst erlebt haben. Der Zusammenhang zwischen Schlaf und Emotionen ist auch durch die Forschung bestätigt worden, die gezeigt hat, dass Schlafmangel zu einem erhöhten negativen Affekt führt, bei dem Menschen häufiger und intensiver negative Gefühle (wie Wut und Angst) als positive Emotionen (Glück) erleben, wenn sie nicht genug Schlaf bekommen.
Schlafmangel führt nicht nur zu negativen Emotionen, sondern wirkt sich auch nachteilig auf die Bildung des emotionalen Gedächtnisses aus. Das heisst, dass negative Erinnerungen eher erhalten bleiben als positive, was zu weiteren negativen Gefühlen führt.
Es gibt auch Belege dafür, dass Schlafmangel die emotionale Kontrolle dahingehend beeinträchtigt, dass Personen, die darunter leiden, neutrale Reize auf die gleiche Weise verarbeiten wie negative Reize, was eine richtige Unterscheidung der Emotionen erschwert.
Kognition
Längerer Schlafmangel hat auch ausgeprägte Negativwirkungen auf bestimmte Aspekte der Kognition, also der Wahrnehmung und Erkennung. Die meisten Menschen sind mit solchen Erscheinungen vertraut. Die Auswirkungen von Schlafentzug sind vergleichbar mit denen einer Alkoholvergiftung (0,05 % Blutalkoholkonzentration), bei der sich die Reaktionsgeschwindigkeit verlangsamt, die Genauigkeit abnimmt und die Leistung bei Aufgaben mit geteilter Aufmerksamkeit sinkt. Solche Beeinträchtigungen treten bereits 17-18 Stunden nach dem Aufwachen auf.
Weitere Studien haben gezeigt, dass Schlafmangel die Aufmerksamkeit deutlich beeinträchtigt, wobei sich die Reaktionszeit verlangsamt und die Wachsamkeit beeinträchtigt wird. Schlafmangel wirkt sich auch negativ auf das Gedächtnis aus, sowohl während dem Lernen (Gedächtnisbildung) als auch danach (Gedächtniskonsolidierung).
Ängste und Depressionen
Das Erleben ausgeprägter negativer Emotionen als Folge von Schlafmangel kann zu psychischen Problemen führen. So wurde Schlafmangel bei gesunden Personen z. B. eindeutig mit Angstsymptomen und Stress in Verbindung gebracht. Selbst nach einer Nacht Schlafmangel stiegen die Angst- und Stresswerte an, während diejenigen, die normal schliefen, über eine Abnahme von Stress und Ängsten berichteten. Längerfristig könnte Schlafmangel zur Entwicklung einer generalisierten Angststörung beitragen.
Bekanntermassen können Schlafprobleme nicht nur mit Angstzuständen, sondern auch mit Depressionen in Verbindung gebracht werden. Studien ergaben, dass Menschen mit Schlaflosigkeit ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, an einer Depression zu erkranken, als Menschen, die nicht unter Schlaflosigkeit leiden. Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass kurzfristiger Schlafentzug für Menschen, die an Depressionen leiden, hilfreich sein könnte. Studien ergaben, dass akuter oder auch nur teilweiser Schlafentzug (in der zweiten Nachthälfte) für eine einzige Nacht bei etwa 60 % der depressiven Menschen die Stimmung für den nächsten Tag verbessern kann. Bei den meisten Personen kam es jedoch nach der nächsten Nacht zu einem Stimmungsrückfall. Um die positiven Auswirkungen des kurzfristigen Schlafentzugs aufrechtzuerhalten, erwies sich eine zusätzliche Lichttherapie oder eine medikamentöse Behandlung zur Verhinderung eines Rückfalls als wirksam. Obwohl ein kurzfristiger Schlafentzug also eine Verbesserung depressiver Symptome zu versprechen scheint, ist die Beweislage noch nicht eindeutig.
Psychose
Selbst bei gesunden Menschen wurde festgestellt, dass Schlaflosigkeit mit der Entwicklung halluzinatorischer Erfahrungen in Zusammenhang steht. Bei Personen mit leichter Schlaflosigkeit bestand ein zwei- bis dreifaches Risiko, Halluzinationen zu erleben, während bei Personen mit chronischer Schlaflosigkeit 18 Monate später ein vierfaches Risiko für das Auftreten halluzinatorischer Erfahrungen bestand, was Schlaflosigkeit in einen direkten Zusammenhang mit Halluzinationen stellt.
Deshalb ist eine gute Nachtruhe unerlässlich!
Empfehlungen für gesunde Schlafgewohnheiten:
Versuchen Sie, jeden Abend zur gleichen Zeit schlafen zu gehen.
Schlafen Sie jede Nacht mindestens 7-8 Stunden
Schlafen Sie an einem kühlen, ruhigen und dunklen Ort
Vermeiden Sie vor dem Schlafengehen helles, blaues Licht von elektronischen Geräten. Auch sollten diese nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden.
Vermeiden Sie anregende Getränke wie Kaffee oder Energydrinks und Alkohol am späten Abend
Nehmen Sie vor dem Schlafengehen keine grössere Mahlzeit zu sich, sondern stattdessen lieber nur einen leichteren Snack.
Sport und Bewegung im Laufe des Tages können Ihnen helfen, schneller einzuschlafen.