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Med. Fachperson

Für Betroffene & Angehörige

Umgang mit Schizophrenie und Schwangerschaft

  • Menschen, die mit Schizophrenie leben, können eine gesunde Schwangerschaft und ein gesundes Baby haben. Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt über Ihre medizinische Behandlung sprechen und die Gesprächstherapie fortsetzen.
  • Wenn Sie eine Frau kennen, die schwanger ist und mit Schizophrenie lebt, können Sie ein wichtiger Teil ihres Unterstützungsnetzwerks sein, indem Sie ihr zuhören und vorausplanen.

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Auch wenn Sie an Schizophrenie leiden, können Sie eine gesunde Schwangerschaft und ein gesundes Baby haben. Und wenn Sie sich um sich selbst kümmern, kann Ihnen das helfen, sich auch um Ihr Kind zu kümmern. Als Erstes sollten Sie mit Ihren Ärzten sprechen, damit Sie die richtige Behandlung und Betreuung erhalten, um Ihre Schizophrenie in den Griff zu bekommen, und damit Sie und Ihr Baby gesund bleiben. Ihr Arzt kann Ihnen raten, was für Ihre Situation am besten geeignet ist. Das kann Ihnen helfen, sich besser vorbereitet zu fühlen und die Kontrolle zu behalten. Im Folgenden finden Sie einige Ratschläge zum Thema Schizophrenie und Schwangerschaft.


Ich habe Schizophrenie und möchte ein Kind bekommen

Kann die Schizophrenie an mein Kind vererbt werden?

Obwohl Schizophrenie in der Regel familiär gehäuft auftritt, wird kein einzelnes Gen dafür verantwortlich gehalten.  Es ist wahrscheinlicher, dass verschiedene Kombinationen von Genen das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, beeinflussen können. Umweltfaktoren wie z. B. belastende Lebenserfahrungen können bei der Entwicklung von Schizophrenie eine ebenso grosse Rolle spielen wie genetische Faktoren.

Könnten meine Antipsychotika meine Chancen auf eine Schwangerschaft beeinträchtigen?

Wenn Sie Ihre Symptome aktuell mit Medikamenten behandeln, sollten Sie mit Ihrem Arzt über die Risiken einer Behandlung oder Nichtbehandlung Ihrer Schizophrenie sprechen. Nehmen Sie die verordneten Medikamente weiter ein, kann dies Risiken für Ihr ungeborenes Kind mit sich bringen, aber wenn Sie die Medikamente nicht einnehmen, kann es Ihnen sehr schlecht gehen.

Einige Antipsychotika können den Prolaktinspiegel im Blut erhöhen. Obwohl Prolaktin hilfreich ist, um den Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten, kann ein zu hoher Prolaktinspiegel Ihre Chancen, schwanger zu werden, beeinträchtigen. Daher könnte Ihr Arzt beschliessen, Ihre Medikamente umzustellen.  Auch Menstruationsstörungen können in Verbindung mit einem erhöhten Prolaktinspiegel auftreten, was Ihre Libido und Ihre Fruchtbarkeit beeinflussen könnte.  Es ist wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt besprechen, welches Medikament für Sie am besten geeignet ist.

Wie können Gesprächstherapien helfen?

Im Allgemeinen ist es immer gut, jemanden zum Reden zu haben, und Ihr Unterstützungsnetzwerk aus Familie, Freunden und anderen Betroffenen kann Ihnen helfen, mit den Belastungen während und nach der Schwangerschaft sowie mit Ihrer Schizophrenie umzugehen. Gesprächstherapien bieten einen professionellen Rahmen, in dem Sie mit jemandem sprechen können, der darin geschult ist, Ihnen beim Umgang mit Ihrer Schizophrenie zu helfen.

Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) oder Kunsttherapien sind Gesprächstherapien, die Sie neben Ihren Medikamenten ausprobieren können.  Diese Therapien können dazu beitragen, Ihre Denk- und Verhaltensweisen zu ändern und so die Schizophreniesymptome besser in den Griff zu bekommen. Diese Behandlungen können auch bei einer postpartalen Psychose helfen, einer seltenen, aber schweren psychischen Erkrankung, die Frauen kurz nach der Geburt eines Kindes treffen kann.
 


Ich habe Schizophrenie und bin schwanger

Welche möglichen Risiken bestehen für meine Gesundheit, wenn ich während der Schwangerschaft Antipsychotika einnehme?

Antipsychotika haben potenzielle Nebenwirkungen für Ihre Gesundheit. Wenn Sie gleichzeitig schwanger sind, erhöht sich das Risiko für bestimmte Komplikationen leicht. 

Eine grosse kanadische Studie ergab, dass schwangere Frauen mit Schizophrenie im Vergleich zu Frauen ohne diagnostizierte psychische Erkrankung ein etwas höheres Risiko haben für:

Präeklampsie,

tiefe Venenthrombose,

Frühgeburten,

geringes oder hohes Geburtsgewicht im Verhältnis zum Gestationsalter,

schwangerschaftsbedingte Diabetes und

chronischen Bluthochdruck.

Obwohl dies bedeutet, dass die Frauen der Studie häufiger als der Durchschnitt im Krankenhaus bleiben mussten, kennen die Ärzte nun die potenziellen Risiken besser; daher können geeignete Strategien für das Risikomanagement entwickelt werden, um Frauen mit Schizophrenie zu unterstützen, die schwanger werden wollen oder sind.
Bei der Bewertung des Risiko-Nutzen-Verhältnisses der Antipsychotika kann Ihr Arzt u. a. folgende Faktoren berücksichtigen:
Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes und übermässige Gewichtszunahme.
Die verfügbaren Daten zur Sicherheit dieser Medikamente in der Schwangerschaft und in der Zeit nach der Geburt.
Das Risiko eines Rückfalls ohne Medikamente.
Es ist wichtig, dass Sie die Anweisungen Ihres Arztes befolgen und verstehen, wie wichtig es ist, Ihre Symptome während der Schwangerschaft unter Kontrolle zu bringen. Wenn Sie mit Ihrem Arzt ein offenes und ehrliches Gespräch über die potenziellen Risiken einer Schwangerschaft und die Umstellung Ihrer Behandlung führen, erhöhen sich Ihre Chancen auf eine gesunde und sorgsam begleitete Schwangerschaft.

Welche möglichen Risiken bestehen für mein ungeborenes Kind, wenn ich während der Schwangerschaft Antipsychotika einnehme?

Es ist unwahrscheinlich, dass die Einnahme von Antipsychotika während der Schwangerschaft schwerwiegende Nebenwirkungen für Ihr ungeborenes Kind hat (z. B. angeborene Anomalien), aber sie kann mit Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und  Entzugserscheinungen des Neugeborenen in Verbindung gebracht werden (weil Ihr Baby im Mutterleib den Medikamenten ausgesetzt ist). Die meisten Erkenntnisse stammen jedoch aus der Anwendung von Antipsychotika der älteren Generation und nicht der neueren („atypischen“) Antipsychotika. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie sich Sorgen um die Gesundheit Ihres ungeborenen Kindes machen, während Sie Medikamente einnehmen, damit er prüfen kann, ob Sie für die Dauer Ihrer Schwangerschaft die Medikamente wechseln müssen.

Was kann ich während meiner Schwangerschaft sonst noch tun, um körperlich und psychisch gesund zu bleiben?

Es gibt viele Dinge, die Sie tun können, um Ihr Wohlbefinden während der Schwangerschaft beizubehalten:

Achten Sie auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung.

Nehmen Sie täglich Folsäurepräparate ein.

Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum. Wenn möglich, sollten Sie mit dem Trinken aufhören.

Hören Sie auf zu rauchen.

Praktizieren Sie Techniken zum Stressabbau wie Muskelentspannung und Meditation.

Schlafen Sie ausreichend und gewöhnen Sie sich einen regelmässigen Schlafrhythmus an.

Sollte ich meine Medikamente nach der Geburt meines Kindes weiter einnehmen?

Die meisten Antipsychotika können in die Muttermilch übergehen, wenn auch nur in sehr geringen Mengen (<3 %). Obwohl es einige Berichte über Schläfrigkeit und Lethargie bei Säuglingen nach der Geburt gibt, wurden in den meisten Berichten keine unerwünschten Wirkungen bei Neugeborenen festgestellt.  Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, um herauszufinden, ob Sie Ihre Medikamente nach der Geburt weiter einnehmen sollten, denn er kann Sie mit Rücksichtnahme auf Ihre aktuelle Situation beraten.

Was kann ich tun, wenn ich eine Frau kenne, die an Schizophrenie leidet und schwanger ist?

Wenn Sie eine an Schizophrenie erkrankte schwangere Frau betreuen, ist es am besten, diese durch drei einfache Massnahmen zu unterstützen:

Zuhören: Es kann sehr hilfreich sein, wenn Sie während und nach der Schwangerschaft für Ihre Freundin oder Familienangehörige mit Schizophrenie da sind. Ermutigen Sie sie, ihre Gefühle zu äussern, und bieten Sie ihr Hilfe für ihren Alltag an.

Planen Sie voraus: Bereiten Sie sich auf schwierige Situationen vor, die während und nach der Schwangerschaft auftreten können, und ermutigen Sie sie in offenen Gesprächen, schon im Vorfeld bestimmte Entscheidungen zu treffen. Schizophrene Mütter benötigen in der Zeit nach der Geburt möglicherweise viel Unterstützung. Eine engmaschige Nachsorge ist erforderlich, um zu beobachten, ob psychotische Symptome zurückkehren oder das Baby vernachlässigt wird und gefährdet sein kann.

Achten Sie auf sich selbst: Die Betreuung einer schizophrenen Person kann sehr belastend sein, und wichtige Lebensereignisse wie eine Schwangerschaft können den Stress noch verstärken. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich um sich selbst kümmern und sich Zeit für Ihr eigenes Wohlbefinden nehmen.

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